Das Gebäudereiniger-Handwerk ist die beschäftigungsstärkste Branche Deutschlands. Rund 700.00 Menschen arbeiten hier und machen ca. 1,5% aller Beschäftigten in Deutschland aus. Seit dem 1. Januar 2022 ist nun die zweite Stufe des dreijährigen Tarifvertrags für das Gebäudereiniger-Handwerk in Kraft getreten und der Branchenmindestlohn wurde von 11,11€ auf 11,50€ angehoben, welcher deutlich über dem allgemeinen Mindestlohn von 9,82€ liegt.
Update: Den aktuellen Lohntarifvertrag finden Sie Hier
Die Gewerkschaft IG Bau sowie der Bundesinnungsverband des Gebäudereiniger-Handwerks (BIV) haben für 2023 bereits einen allgemeinverbindlichen Mindestlohn von 12€ verabredet. Auch für gelernte Kräfte gibt es eine Lohnsteigerung. Beschäftigte in der OP-Reinigung erhalten bis 2023 eine Lohnerhöhung von 8,7%, Glas- und Fassadenreiniger eine Erhöhung von 7,6%, was ab 2023 dann einem tariflichen Mindestlohn von 15,20€ entsprechen wird.
Wir machen uns keine Illusionen darüber, dass die Ampel von ihren Plänen noch Abstand nimmt, die das Aussetzen der Tarifautonomie sowie eine Sabotage der Mindestlohnkommission bedeuten“, so Bundesinnungsmeister Thomas Dietrich. „Aber mit Blick auf bestehende Tarifverträge wie in unserem Handwerk und aus Gründen der Rechts- und Planungssicherheit für unsere Betriebe, die zum Teil langfristige Kundenverträge einhalten müssen, plädieren wir zumindest für ein Inkrafttreten des neuen gesetzlichen Mindestlohns nicht vor 2023.“
Auch Christian Kloevekorn, Verhandlungsführer des BIV, empfand bereits 2020, dass die neuen Mindestlohn-Pläne besonders im Zuge der Corona-Krise an der Grenze des Realisierbaren seien. Das war auch der springende Punkt in den Tarifverhandlungen. Laut der IG BAU hatte sich die Arbeitsbelastung von Reinigungskräften u.a. aufgrund von intensiverer Desinfektion während der Pandemie erhöht und Arbeitszeiten in vielen Firmen hochgesetzt worden. Einer Umfrage des BIV zufolge, klagten zudem 64,7% aller Gebäudereinigungen über Umsatzeinbußen.
Positiver sah Kloevekorn allerdings vor allem die lange Laufzeit und den steten Lohnzuwachs. Dadurch hätten Betriebe und Auftraggeber langfristige Planungssicherheit, was mit Blick auf die unsichere Zukunft durch Corona für die Branche sehr wichtig sei. "Mit dem Abschluss unterstreichen die Arbeitgeber des beschäftigungsstärksten deutschen Handwerks einmal mehr, dass sie den Beschäftigten nicht nur Applaus spenden, sondern dass sie in der Praxis für attraktive und zukunftsfähige Konditionen sorgen." Unterm Strich sei es ein vernünftiger Tarifvertrag mit vielen überzeugenden Facetten, so Kloevekorn.